Zurück
Nicola L. – I Am The Last – Woman Object
Ausstellungen
Ausstellungen

Nicola L. – I Am The Last – Woman Object

BESCHREIBUNG

Kuratiert von Leonie Radine Ausstellungsdesign: Studio Manuel Raeder Realisiert vom Museion in Zusammenarbeit mit dem Camden Art Centre, London, dem Frac Bretagne, Rennes, und der Kunsthalle Wien

Das Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Bolzano/Bozen eröffnet im Oktober eine Retrospektive der gefeierten französischen Künstlerin Nicola L. (1932, Marokko–2018, USA). Ihr von Witz und Scharfsinn durchdrungenes Schaffen an den Schnittstellen zwischen Skulptur, Performance, Malerei, Zeichnung, Collage und Film wird durch diese Werkschau in seiner ganzen Bandbreite erfahrbar. Nicola L. – I Am The Last Woman Object ist die erste Museumsausstellung der Künstlerin in Italien und die bislang umfassendste Präsentation ihres Werks weltweit.

Ab Mitte der 1960er Jahre erkundete Nicola L. weiche Formen des Widerstands. Ihr Werk, das oft im Kontext von Pop Art, Nouveau Réalisme, Feminismus und Design verortet wird, verknüpft politischen Aktivismus mit vielfältigen thematischen Bezügen zur Kosmologie, Spiritualität, Sexualität und Umwelt. Über Jahre pendelte die Künstlerin zwischen Paris, Brüssel, Ibiza und New York. Angetrieben vom Wunsch, mit anderen Menschen und immer wieder neuen Umgebungen in Verbindung zu treten, widmete sie einen Großteil ihres Lebens einer Art Besänftigung des häuslichen und städtischen Raums. Die bekanntesten Beispiele für Nicola L.s spielerisch-künstlerische Auseinandersetzung mit der alltäglichen Politik von Wohnräumen, besonders im Hinblick auf die Rolle der Frau, sind ihre großformatigen, anthropomorphen Skulpturen, die sie als Möbel entwarf. In ihren augen- oder lippenförmigen Lampen sowie Sofas in den weichen, geschmeidigen Formen riesiger menschlicher Körper, Füße oder Hände verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst und Leben.

Bekannte Werke wie Little TV Woman: “I Am the Last Woman Object” (1969) oder die Femme Commode (1969 2014) – eine lackierte Holzkommode in Form einer stilisierten Frauenfigur, deren Körperteile sich als Schubladen öffnen lassen – üben scharfe Kritik an traditionellen Geschlechterrollen und der Objektifizierung von Frauen. Nicola L.s Leitmotiv der Durchdringung gesellschaftlich auferlegter Grenzen zeigt sich besonders in ihren ab Mitte der 1960er Jahre entwickelten großformatigen Textilarbeiten mit Köpfen, Ärmeln oder Hosenbeinen, für die Pierre Restany 1968 den Begriff „pénétrables” prägte. Indem sie dazu einladen, sich physisch oder gedanklich in eine andere Haut zu versetzen – und dabei zum Beispiel die Perspektive der Sonne, des Mondes oder des Himmels einzunehmen –, verkörpern sie Nicola L.s ganzheitliche und nicht egozentrierte Weltsicht. Eine Auswahl dieser außergewöhnlichen Werkgruppen wird zusammen mit Archivmaterial zu Performances gezeigt, mit denen die Künstlerin immer wieder neue performative Räume für kollektives Handeln schuf.

Der Film The Red Coat For 11 People 70–09 (2009) zeigt elf Personen in einem riesigen kollektiven roten Regenmantel. Während Nicola L. mit dem Red Coat (1969) zwischen 1970 und 2016 über ein Dutzend Performances in verschiedenen europäischen Städten und New York realisierte, entwickelte sie weitere ähnlich interaktive Arbeiten, bei denen mehrere beteiligte Personen in Mäntel, Umhänge, Teppiche und Environments schlüpften. Das größte Beispiel ist der emblematische Fur Room (1970/2020), der dank einer Rekonstruktion auch heute noch in der Ausstellung begehbar ist. Neben dem selten gezeigten Original des Black Coat von 1996 dokumentieren Filme und Bilder zahlreiche Performances im Blue Cape in Havanna, Peking, Venedig, Brüssel und an anderen Orten. All diese immersiven, performativen Werke entspringen Nicola L.s utopischer Idee, einen gemeinsamen Körper zu schaffen – mit der „gleichen Haut für alle“ –, unabhängig von Klasse, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht oder anderen Faktoren, die nur allzu oft zu sozialer Ausgrenzung führen.

Ab Mitte der 1970er Jahre drehte Nicola L. Experimentalfilme, die sie unter anderem Persönlichkeiten, wie dem Sozialaktivisten Abbie Hoffman, widmete, deren Einfluss in ihrem Gesamtwerk spürbar ist. Als geistige Tochter der politischen Bewegungen von 1968 verlor sie nie ihr Interesse an prominenten Außenseiter*innen, was sich auch in einer weiteren Werkgruppe in der Ausstellung spiegelt: den Femmes Fatales (2006). Diese Collagen auf Bettlaken erinnern an neun berühmte Frauen, deren Leben durch Tragödien oder Gewalt früh endete, darunter Frida Kahlo, Marilyn Monroe, Billie Holiday und Ulrike Meinhof. Durch die Verschmelzung von Bild, Text und Farbe offenbaren diese Porträts die Spannungen zwischen den leidenschaftlichen Überzeugungen der Frauen und dem Bild, das Geschichte und Medien von ihnen gezeichnet haben.

Die Retrospektive versammelt über achtzig Arbeiten aus fünf Jahrzehnten in einer Ausstellungsarchitektur von Studio Manuel Raeder. Inspiriert von Nicola L.s spielerischem Ansatz der Durchdringung institutioneller Strukturen gewährt die Szenografie lebhafte Einblicke in die Orte ihrer Interventionen – von ihrem Wohnraum bis zu urbanen Schauplätzen weltweit. Die Ausstellung ist Teil der neuen Museion-Forschungsreihe THE SOFTEST HARD, die Kunst als urbane und gesellschaftliche Praxis des gewaltfreien Widerstands erkundet. In Zeiten von Krieg, allgegenwärtiger Gewalt und gefährdeten Demokratien setzen Nicola L.s weiche Protestformen gegen egozentrische Weltanschauungen ein ebenso dringliches Zeichen wie ihr radikaler Optimismus auf der fortwährenden Suche nach Liebe und Verbundenheit.

Foto: Rita Barros. Copyright: Nicola L. Collection & Archive

Freitag 10.10.2025 Samstag 11.10.2025 Sonntag 12.10.2025 Dienstag 14.10.2025 Mittwoch 15.10.2025 Donnerstag 16.10.2025 Freitag 17.10.2025 Samstag 18.10.2025 Sonntag 19.10.2025 Dienstag 21.10.2025 Mittwoch 22.10.2025 Donnerstag 23.10.2025 Freitag 24.10.2025 Samstag 25.10.2025 Sonntag 26.10.2025 Dienstag 28.10.2025 Mittwoch 29.10.2025 Donnerstag 30.10.2025 Freitag 31.10.2025 Samstag 01.11.2025 Sonntag 02.11.2025 Dienstag 04.11.2025 Mittwoch 05.11.2025 Donnerstag 06.11.2025 Freitag 07.11.2025 Samstag 08.11.2025 Sonntag 09.11.2025 Dienstag 11.11.2025 Mittwoch 12.11.2025 Donnerstag 13.11.2025 Freitag 14.11.2025 Samstag 15.11.2025 Sonntag 16.11.2025 Dienstag 18.11.2025 Mittwoch 19.11.2025 Donnerstag 20.11.2025 Freitag 21.11.2025 Samstag 22.11.2025 Sonntag 23.11.2025 Dienstag 25.11.2025 Mittwoch 26.11.2025 Donnerstag 27.11.2025 Freitag 28.11.2025 Samstag 29.11.2025 Sonntag 30.11.2025 Dienstag 02.12.2025 Mittwoch 03.12.2025 Donnerstag 04.12.2025 Freitag 05.12.2025 Samstag 06.12.2025 Sonntag 07.12.2025 Dienstag 09.12.2025 Mittwoch 10.12.2025 Donnerstag 11.12.2025 Freitag 12.12.2025 Samstag 13.12.2025 Sonntag 14.12.2025 Dienstag 16.12.2025 Mittwoch 17.12.2025 Donnerstag 18.12.2025 Freitag 19.12.2025 Samstag 20.12.2025 Sonntag 21.12.2025 Dienstag 23.12.2025 Mittwoch 24.12.2025 Donnerstag 25.12.2025 Freitag 26.12.2025 Samstag 27.12.2025 Sonntag 28.12.2025 Dienstag 30.12.2025 Mittwoch 31.12.2025 Donnerstag 01.01.2026 Freitag 02.01.2026 Samstag 03.01.2026 Sonntag 04.01.2026 Dienstag 06.01.2026 Mittwoch 07.01.2026 Donnerstag 08.01.2026 Freitag 09.01.2026 Samstag 10.01.2026 Sonntag 11.01.2026 Dienstag 13.01.2026 Mittwoch 14.01.2026 Donnerstag 15.01.2026 Freitag 16.01.2026 Samstag 17.01.2026 Sonntag 18.01.2026 Dienstag 20.01.2026 Mittwoch 21.01.2026 Donnerstag 22.01.2026 Freitag 23.01.2026 Samstag 24.01.2026 Sonntag 25.01.2026 Dienstag 27.01.2026 Mittwoch 28.01.2026 Donnerstag 29.01.2026 Freitag 30.01.2026 Samstag 31.01.2026 Sonntag 01.02.2026 Dienstag 03.02.2026 Mittwoch 04.02.2026 Donnerstag 05.02.2026 Freitag 06.02.2026 Samstag 07.02.2026 Sonntag 08.02.2026 Dienstag 10.02.2026 Mittwoch 11.02.2026 Donnerstag 12.02.2026 Freitag 13.02.2026 Samstag 14.02.2026 Sonntag 15.02.2026 Dienstag 17.02.2026 Mittwoch 18.02.2026 Donnerstag 19.02.2026 Freitag 20.02.2026 Samstag 21.02.2026 Sonntag 22.02.2026 Dienstag 24.02.2026 Mittwoch 25.02.2026 Donnerstag 26.02.2026 Freitag 27.02.2026 Samstag 28.02.2026 Sonntag 01.03.2026

Uhrzeit

Beginn: 10.10.2025 19:00 Uhr

VERANSTALTUNGSORT

Museion
Piero Siena Platz 1, 33000 Bozen
in Google Maps anzeigen

BESCHREIBUNG

Kuratiert von Leonie Radine Ausstellungsdesign: Studio Manuel Raeder Realisiert vom Museion in Zusammenarbeit mit dem Camden Art Centre, London, dem Frac Bretagne, Rennes, und der Kunsthalle Wien

Das Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Bolzano/Bozen eröffnet im Oktober eine Retrospektive der gefeierten französischen Künstlerin Nicola L. (1932, Marokko–2018, USA). Ihr von Witz und Scharfsinn durchdrungenes Schaffen an den Schnittstellen zwischen Skulptur, Performance, Malerei, Zeichnung, Collage und Film wird durch diese Werkschau in seiner ganzen Bandbreite erfahrbar. Nicola L. – I Am The Last Woman Object ist die erste Museumsausstellung der Künstlerin in Italien und die bislang umfassendste Präsentation ihres Werks weltweit.

Ab Mitte der 1960er Jahre erkundete Nicola L. weiche Formen des Widerstands. Ihr Werk, das oft im Kontext von Pop Art, Nouveau Réalisme, Feminismus und Design verortet wird, verknüpft politischen Aktivismus mit vielfältigen thematischen Bezügen zur Kosmologie, Spiritualität, Sexualität und Umwelt. Über Jahre pendelte die Künstlerin zwischen Paris, Brüssel, Ibiza und New York. Angetrieben vom Wunsch, mit anderen Menschen und immer wieder neuen Umgebungen in Verbindung zu treten, widmete sie einen Großteil ihres Lebens einer Art Besänftigung des häuslichen und städtischen Raums. Die bekanntesten Beispiele für Nicola L.s spielerisch-künstlerische Auseinandersetzung mit der alltäglichen Politik von Wohnräumen, besonders im Hinblick auf die Rolle der Frau, sind ihre großformatigen, anthropomorphen Skulpturen, die sie als Möbel entwarf. In ihren augen- oder lippenförmigen Lampen sowie Sofas in den weichen, geschmeidigen Formen riesiger menschlicher Körper, Füße oder Hände verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst und Leben.

Bekannte Werke wie Little TV Woman: “I Am the Last Woman Object” (1969) oder die Femme Commode (1969 2014) – eine lackierte Holzkommode in Form einer stilisierten Frauenfigur, deren Körperteile sich als Schubladen öffnen lassen – üben scharfe Kritik an traditionellen Geschlechterrollen und der Objektifizierung von Frauen. Nicola L.s Leitmotiv der Durchdringung gesellschaftlich auferlegter Grenzen zeigt sich besonders in ihren ab Mitte der 1960er Jahre entwickelten großformatigen Textilarbeiten mit Köpfen, Ärmeln oder Hosenbeinen, für die Pierre Restany 1968 den Begriff „pénétrables” prägte. Indem sie dazu einladen, sich physisch oder gedanklich in eine andere Haut zu versetzen – und dabei zum Beispiel die Perspektive der Sonne, des Mondes oder des Himmels einzunehmen –, verkörpern sie Nicola L.s ganzheitliche und nicht egozentrierte Weltsicht. Eine Auswahl dieser außergewöhnlichen Werkgruppen wird zusammen mit Archivmaterial zu Performances gezeigt, mit denen die Künstlerin immer wieder neue performative Räume für kollektives Handeln schuf.

Der Film The Red Coat For 11 People 70–09 (2009) zeigt elf Personen in einem riesigen kollektiven roten Regenmantel. Während Nicola L. mit dem Red Coat (1969) zwischen 1970 und 2016 über ein Dutzend Performances in verschiedenen europäischen Städten und New York realisierte, entwickelte sie weitere ähnlich interaktive Arbeiten, bei denen mehrere beteiligte Personen in Mäntel, Umhänge, Teppiche und Environments schlüpften. Das größte Beispiel ist der emblematische Fur Room (1970/2020), der dank einer Rekonstruktion auch heute noch in der Ausstellung begehbar ist. Neben dem selten gezeigten Original des Black Coat von 1996 dokumentieren Filme und Bilder zahlreiche Performances im Blue Cape in Havanna, Peking, Venedig, Brüssel und an anderen Orten. All diese immersiven, performativen Werke entspringen Nicola L.s utopischer Idee, einen gemeinsamen Körper zu schaffen – mit der „gleichen Haut für alle“ –, unabhängig von Klasse, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht oder anderen Faktoren, die nur allzu oft zu sozialer Ausgrenzung führen.

Ab Mitte der 1970er Jahre drehte Nicola L. Experimentalfilme, die sie unter anderem Persönlichkeiten, wie dem Sozialaktivisten Abbie Hoffman, widmete, deren Einfluss in ihrem Gesamtwerk spürbar ist. Als geistige Tochter der politischen Bewegungen von 1968 verlor sie nie ihr Interesse an prominenten Außenseiter*innen, was sich auch in einer weiteren Werkgruppe in der Ausstellung spiegelt: den Femmes Fatales (2006). Diese Collagen auf Bettlaken erinnern an neun berühmte Frauen, deren Leben durch Tragödien oder Gewalt früh endete, darunter Frida Kahlo, Marilyn Monroe, Billie Holiday und Ulrike Meinhof. Durch die Verschmelzung von Bild, Text und Farbe offenbaren diese Porträts die Spannungen zwischen den leidenschaftlichen Überzeugungen der Frauen und dem Bild, das Geschichte und Medien von ihnen gezeichnet haben.

Die Retrospektive versammelt über achtzig Arbeiten aus fünf Jahrzehnten in einer Ausstellungsarchitektur von Studio Manuel Raeder. Inspiriert von Nicola L.s spielerischem Ansatz der Durchdringung institutioneller Strukturen gewährt die Szenografie lebhafte Einblicke in die Orte ihrer Interventionen – von ihrem Wohnraum bis zu urbanen Schauplätzen weltweit. Die Ausstellung ist Teil der neuen Museion-Forschungsreihe THE SOFTEST HARD, die Kunst als urbane und gesellschaftliche Praxis des gewaltfreien Widerstands erkundet. In Zeiten von Krieg, allgegenwärtiger Gewalt und gefährdeten Demokratien setzen Nicola L.s weiche Protestformen gegen egozentrische Weltanschauungen ein ebenso dringliches Zeichen wie ihr radikaler Optimismus auf der fortwährenden Suche nach Liebe und Verbundenheit.

Foto: Rita Barros. Copyright: Nicola L. Collection & Archive